Schweden 2006

Dienstag, 27. Juni 2006

Nachtrag Kopenhagen

7. Tag, die Zweite:pict9724-meerjungfrau

Viel spannender als eine Sehenswuerdigkeit zu betrachten ist es ja manchmal, Leuten zuzusehen, die sich jene Sehenswuerdigkeit ansehen. So etwa die kleine Meerjungfrau - das Wahrzeichen Kopenhagens. Auch hier war zeitgleich mit mir die obligatorische Japaner-Touristengruppe am Start: jeder hat eine riesige Digitalkamera um den Hals und die ganze Gruppe versucht so nahe wie moeglich an die Statue zu klettern und dann wird geknipst und geknipst. Auf jeden Fall muss immer jemand im Vordergrund stehen und grinsen.
Eine ganz andere Sehenswuerdigkeit hat es mir hingegen angetan: die Fotoausstellung des Tierfotografen Steve Bloom, die zur Zeit auf einem Platz in der Innenstadt aufgebaut ist. Fantastische Tieraufnahmen in freier Wildbahn aus der ganzen Welt.

Hauptstadt

7. Tag, Kopenhagen

Jetzt hat der Urlaub wirklich begonnen: ich habe ein interessantes Ziel erreicht und die langen Strecken, die ich in den Tagen zuvor zurueckgelegt habe, haben sich ausgezahlt. Am Morgen bin ich noch ca. 20 km weiter geradelt bis ich einen zentrumsnahen Campingplatz fand auf dem ich direkt wieder mein Zelt aufschlug. Den Rest des Tages will ich befreit vom Ballast mal ausfuehrlich die Hauptstadt der Daenen kennenlernen. Und da scheint das Rad tatsaechlich ein sehr populaeres Verkehrsmittel zu sein: alle Strassen haben extra breite Radwege, die auch lebhaft genutzt werden - Kopenhagen ist quasi das Muenster Daenemarks ;-)
Meine erste Anlaufstation war die Touristeninformation, die einem Besucher ohne Vorbildung schon mal ein paar Tipps mit auf den Weg geben kann. Auch immer interessant fuer den fotointeressierten Reisenden: die Ansichtskarten an diversen Andenkenlaeden studieren. Sie zeigen einen repraesentativen Ueberblick ueber lohnenswerte Fotomotive und wie man sie (vielleicht auch nicht) darstellen sollte. Der Rest ist pure Entdeckungsreise. Ich entschloss mich einfach mal loszuspazieren und mir kreuz und quer die Strassen anzusehen. Fuer Museumsbesuche halte ich einen Tag in der Stadt eh zu kurz und laufe lieber so herum. Nach Erzaehlungen von Freund U. erinnerte ich mich an einen alternativen Stadteil namens Christiania, in den ich mal rueberschlenderte. Die Bewohner haben aus einigen von Kanaelen umgebenen Haeuserblocks einen eigenen alternativen Freistaat gemacht. Interessant anzusehen allemal, aber auch eine etwas seltsame Stimmung, weil gerade bei meiner Ankunft eine Strassenecke zuvor eine Gruppe von Polizisten einige der Bewohner durchfilzten und etliche "No Photos"-Schilder und (leider nur auf daenisch verfasste) Freistaat-Regeln darauf hinwiesen, dass die teilweise recht unkonventionellen Einwohner sich hier eigene Gesetze fuers Zusammenleben gemacht haben.
Jetzt habe ich mich nach einigen Stunden Spaziergang zu Fuss in einem Internetcafe niedergelassen und werde gleich noch eine Runde mit dem Rad beim Wahrzeichen der Stadt - der kleinen Meerjungfrau - vorbeimachen, ehe ich wieder hinaus zum Campingplatz radel.

Montag, 26. Juni 2006

Wetterumschwung

6. Tag - Ishøi nahe Kopenhagen

Um es positiv zu formulieren: heute bestand keine Gefahr, einen Sonnenbrand zu bekommen. Bereits um 6 Uhr wurde ich geweckt, als das erste Gewitter begleitet von heftigen Schauern ueber mein Zelt hinwegzog. Naja, dachte ich, das kann ja bis zum Aufbruch wieder trocknen. Dann folgte das naechste Gewitter und schliesslich noch ein drittes. Also blieb ich diesen Morgen laenger als ueblich im Zelt und als sich eine Regenpause bot, packte ich das nasse Zelt ein und fuhr - ganz mit Regenkleidung verhuellt - endlich los. Die Landschaft war weiterhin flach und aehnlich trist wie das Wetter und so folgte ich weiterhin der schnurgeraden Landstrasse (was mir, wie ich feststellte, gegenueber der ausgewiesenen Radroute wieder mindestens 20 km sparte - merke: nimm nie den Radweg, wenn du zuegig vorankommen willst). Stunde um Stunde ging es nun gerade voran und leicht auf und ab und zum Glueck blieb der Gegenwind aus. Der Regen verlor im Laufe des Tages deutlich an Heftigkeit und so kam ich mit gemuetlichem Radeln und einigen Pausen bis kurz vor Kopenhagen. Weiter in die Stadt wollte ich Abends aber nicht mehr, und so suchte ich einen Campingplatz ca. 20 km vor dem Centrum in Strandnaehe. Doch meine Erwartungen hier auf besonders viele Menschen zu stossen, wurden enttaeuscht: der Platz auf dem ich stehe ist ziemlich verlassen und mein Zelt steht sogar als einziges auf der weiten Zeltwiese. Moeglicherweise hat hier noch keine Ferienzeit begonnen. Abends habe ich mich unter einer dichten grauen Wolkendecke (aus der es aber wenigstens nicht mehr regnete) noch etwas an den einsamen Strand gesetzt.

Sonntag, 25. Juni 2006

Inselhopping

5. Tag - Vordingborg in Daenemark

Der Feind des Radfahrers sind nicht etwa die Berge, denn wo es raufgeht, geht es auch wieder herunter und das entschaedigt doch zumeist fuer die vorangehenden Anstrengungen. Nein, schlimm wird es, wenn man es mit Gegenwind zu tun bekommt. Nach der kurzen Faehrueberfahrt (ca. 45Min.) zur daenischen Insel Lolland habe ich fast 35 km gegen den heftigen Wind angetrampelt und da fuehlte sich jeder Kilometer mindestens doppelt so lang an. Ausserdem verhinderte der Wind, dass es in der Sonne zu warm wird, am Abend aber spuerte ich trotz Sonnencreme einen deutlichen Sonnenbrand im Nacken.
Nachmittags war ich somit bereits ziemlich fertig und wollte eigentlich noch ein Blick in das "Mittelaltercenter" werfen, welches mir meine Zeltnachbarn am Vorabend beschrieben und empfohlen hatten, doch leider schloss dieses - fuer mich nicht nachvollziehbar - bereits mitten am Nachmittag um 16 Uhr und ich haette nur noch 'ne knappe Stunde fuer den Besuch gehabt. Es lohnte also nicht mehr :-(pict9635-bruecke
Zwar dachte ich daran, am naechsten Morgen wieder zurueckzukehren, aber der naechste Ort in dem ich nach einem Campingplatz ausschau hielt, schien ein verschlafenes Nest zu sein und weil auf einmal der Gegenwind weg war, konnte ich im Nu und ganz bequem noch eine ordentliche Strecke durch die flache Landschaft weiterfahren. So hatte ich bereits die zweite daenische Insel an einem Tag durchquert und konnte schliesslich ueber eine 4,3 km lange Bruecke hinueber aufs noch groessere Seeland fahren. Ja, Bruecken bauen koennen die Daenen offensichtlich, und es ist ein interessantes Gefuehl, so allein mit dem Rad hoch ueber dem Meer dahinzufahren.
Auf der anderen Seite fand ich schnell einen Zeltplatz und brauchte aufgrund der windigen Anstrengungen heute erst mal ne Extraportion Pause.

Samstag, 24. Juni 2006

Ein Blick nach Übersee

4. Tag - Puttgarden (auf Fehmarn)

Im Dunst am Horizont meine ich es gerade noch schemenhaft erkennen zu koennen: Daenemark.
Doch vielleicht sind es auch nur einige der zahlreichen Schiffe, die hier die Meerenge zwischen Deutschland und Daenemark durchfahren. Auch ich werde Morgen mit der Faehre von hier aufbrechen, doch eine Nacht will ich noch hier an der noerdlichsten Stelle der Insel Fehmarn verbringen, ehe ich deutschen Boden verlasse.
Meine Verbundenheit zu diesem Land habe ich heute dadurch Ausdruck verliehen, indem ich mich ab der zweiten Halbzeit des Achtelfinalspiels Deuschland gegen Schweden im Restaurant am Campingplatz vor den Fernseher gesetzt habe. Andererseits war es aber auch wichtig fuer mich zu wissen, wie diese Begegnung ausging, denn so weis ich, auf was fuer eine Stimmung in Schweden (zumindest bei den Fussballbegeisterten) der Besucher so stossen wird. Und nach dem Ergebnis von 2:0 fuer Deutschland halte ich es fuer guenstig, dass ich erst noch etwas in Daenemark bleiben werde ;-)
Auch heute bin ich mit knapp 100 km eine lange Strecke gefahren, die sicher etwas kuerzer haette ausfallen koennen, wenn die Radwege besser beschildert gewesen waeren. So bin ich einige male etwas kreuz und quer geradelt und habe gewisse Zweifel an der Qualitaet der "offiziellen" Radwege bekommen. Und die Tatsache, dass sie einen Radfahrer auch schon mal ueber schmale Fusspfade und extrem holprige Schotterpisten schicken wollen, wo vielleicht ein Mountainbiker mit klarkommt, aber ein gepaeckbeladenes Rad doch sehr ins klappern geraet, traegt nicht dazu bei, dass ich viel Vertrauen zu diesen Wegen aufbauen konnte. Dann nehme ich lieber die Alternativrouten entlang der Bundes- und Landstrassen, die zumeist eine asphaltierte Nebenspur fuer Zweiradfahrer bereithalten und meistens durch direktere Strassenfuehrung auch noch Kilometer sparen helfen - langsam und gemuetlich durch die Natur radeln kann ich spaeter immer noch.
Und jetzt kann ich noch etwas Erholung fuer meine muskelkaterdurchzogenen Oberschenkel und mein leichtes Arschweh gebrauchen ;-)

Freitag, 23. Juni 2006

Endlich das Meer!

3. Tag - Neustadt in Holstein an der Ostseeküste

Habe ich mich heute früh noch mit dem Rad abgestrampelt um Hamburg und seinen weitläufigen Vororten zu entkommen, so bin ich über den Tag doch ein ziemliches Stück vorangekommen und konnte meine Rast am Nachmittag tatsächlich bereits an der Ostsee abhalten. Über 110 km stehen heute Abend auf meinem Tacho und das merke ich besonders deutlich in den Beinen: leichte Schmerzen im rechten Knie und links einen Muskelkater im Oberschenkel - hoffentlich habe ich Morgen damit nicht mehr zu schaffen...
Heute bin ich auf einem Campingplatz untergekommen auf dem ein typisch deutsches Bild herrscht: ordentlich stehen die Dauercamper in Reih und Glied aufgereiht und überall wehen - noch mehr als sonst ohnehin üblich - die Deutschlandfähnchen, um der WM zu huldigen. Ich habe nach einer Erholungspause meine müden Knochen noch einmal aufs Fahrrad gehievt und wurde dafür mit einer schönen Sonnenuntergangsstimmung am Hafen belohnt. Jetzt gibts im Internetcafé noch ein paar Zeilen fürs Blog und dann gehts ab in den Schlafsack. Und Morgen, im Angesicht der See, fängt der gefühlte Urlaub erst so richtig an: zwar muss ich noch ein Stück Weg hinter mich bringen ehe ich nach Fehmarn gelange und Deutschland den Rücken kehren kann, aber wenn ich den Strand sehe und unterwegs meine Lust auf Fischbrötchen befriedigen kann, ist der Weg halb so schlimm.

Donnerstag, 22. Juni 2006

Ja, ich bin mit'm Radel da

2. Tag / Hamburg

Spät ist's geworden und ein paar Zeilen fürs Blog gibts noch bevor ich mich der völligen Erholung widme:
Heute früh habe ich nicht wie erwartet Muskelkater gehabt - ein gutes Zeichen. Aber nach der Strecke über Tag und dann noch dem ständigen Stop-and-Go-Verkehr durch die Ampeln in der Stadt tun mir nun doch die Beine weh. Bereits am Mittag war ich angekommen und habe den Nachmittag mit einem Freund bei einem langen Spaziergang in der Stadt verbracht. Zuvor habe ich von einem anderen Bekannten den wir trafen und der ebenfalls schon per Rad in Dänemark und Schweden war erfahren, dass er die Route, die ich mir ausgesucht habe, eher langweilig fand... mhmm... das macht Mut. Die Nacht verbringe ich in einem weichen Bett - möglicherweise das letzte Mal für die nächsten Tage oder Wochen - in einem bei zwei Bekannten, die selber große Schwedenfans sind, und durch gute Tipps zur Reise die aufkommenden Zweifel wegen angeblicher "langweiliger Landschaft" aus dem Weg räumen konnten.
Hier in Hamburg ist sie ebenfalls überall präsent: die Fußball-WM. Auf vielen hohen Gebäuden sind leuchtende Neon-Tore als Kunstobjekte installiert, die sicher eine Menge Geld gekostet haben, meiner Ansicht aber nicht besonders gut aussehen. Da finde ich den abendlichen Blick über die Elbe auf den beleuchteten Containerhafen wesentlich spannender.

Mittwoch, 21. Juni 2006

Per Rad nach Schweden

1. Tag - Irgendwo zwischen Bremen und Hamburg bei Buchholzpict9517-mio

Ein Duft von Abenteuer liegt in der Luft und ich bin mit der zufriedenen Seligkeit erfüllt, die nach einem körperlich anstrengenden Tag aufkommt, wenn man sich endlich zur verdienten Ruhe begeben kann. Der Duft, der mich umgibt stammt vom Anti-Mückenöl Zedan, welcher seit zahlreichen (Camping-)urlauben mit vielen angenehmen Erinnerungen verknüpft ist.
Seit heute bin ich mit dem Rad unterwegs. Aufgebrochen bin ich an meinem derzeitigen zuhause in Normannshausen bei Martfeld unter bedecktem Himmel und habe mich durch den aufkommenden Regen den Tag über ca. 85 km weit auf den Weg Richtung Hamburg begeben. Slalomfahrten zwischen schwarzen Nacktschnecken, die den Radweg an der Bundesstraße bevölkern und schwitzen unter der Regenkleidung war angesagt, bis das Wetter gegen Spätnachmittag wieder besser wurde. Zuletzt habe ich eine Gegend mit vielen Mooren durchquert (darunter klangvolle Namen wie Königsmoor und sogar Ekel-Moor) und bin nun in einem Wald abgestiegen, wo ich ein idyllisches Plätzchen für mich gefunden habe.
Zwar bin ich noch in Deutschland, aber für heute Nacht probe ich mich im schwedischen "Allmansrätt", das jedem gestattet, für eine Nacht sein Lager in der Natur aufzuschlagen sofern er keinen Müll oder sonstige Beschädigungen hinterlässt.
Nach Schweden also soll mich meine Reise führen. Am kommenden Wochenende wird dort "Midsommar" gefeiert - die Sommersonnenwende und die längsten Tage des Jahres. Bis dahin werde ich es wohl aber nicht schaffen, da ich mir eine Route über Dänemark ausgesucht habe, aber sofern das Wetter mitmacht, sind die langen Junitage sicher wie geschaffen für eine Radtour durch Skandinavien.
Jetzt werde ich jedenfalls mal den Campingkocher anheizen und eine einfache Abendmahlzeit aus meinen schmalen Vorräten zusammenstellen. Zwischendurch fallen immer mal wieder Zapfen von den Kiefern über meinem Zelt herab - der erste hat mich prompt voll erwischt und mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Ansonsten ist es aber angenehm ruhig hier im Gehölz. Ich werde bestimmt gut schlafen können und Morgen früh weg sein, bevor der erste Förster seine Runde macht ;-)

mio in space

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