Epilog Jakobsweg

Eine anstrengende Rückreise liegt hinter mir: 36 Stunden Busfahren ist nur was für Menschen, die keine Ansprüche stellen und in erleuchtetem Schweigen in sich ruhen können.
Für alle andere ist es eine ziemliche Strapaze: zunächst fährt der Bus nicht wie naiv angenommen Richtung Ziel, sondern macht hunderte von Kilometern Umweg, um fast bis nach Portugal hier und dort ein paar Fahrgäste aufzusammeln. Zwischendurch wird irgendwo in einem Kaff eine Stunde Mittagspause bei einem Restaurant eingelegt (das wahrscheinlich der Schwager des Busfahrers betreibt). Es besteht genug Zeit, noch einmal die spanische Landschaft mit ihren in diesem Jahr heruntergebrannten Wäldern zu betrachten (als ob ich davon nicht schon genug gesehen hätte). Obwohl die Umgebung hier und dort recht reizvoll erscheint, merke ich, dass ich es mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen möchte, hier und jetzt noch zu wandern.
Erst nach 12 Stunden Herumgurkerei in Spanien und einem chaotischen Buswechsel an einem Rastplatz gehts wirklich in die richtige Richtung. (Der Umstieg: Die Busfahrer öffnen den Kofferraum und gehen eine Rauchen: alle Fahrgäste stürzen auf ihr Gepäck und reißen es wieder an sich, eilen zum Umsteigebus und stopfen es wieder in den Kofferraum, mittlerweile z.T. fluchend, weils eben chaotisch ist. Danach flucht der Busfahrer weils zu chaotisch ist und befiehlt alles wieder rauszunehmen. Die Fahrgäste fluchen und nehmen ihre Koffer wieder an sich und bringen sie nun unter Anleitung des Fahrers halbwegs ordentlich im Bus unter. Wer gerade so wie ich von einem 900-km-Spaziergang heimfährt kann so einer menschgemachten Hektik nur milde lächelnd beiwohnen ohne sich anstecken zu lassen.)
Noch liegen 24 Stunden Fahrtstrecke vor mir in einem größtenteils von Portugiesen und Spaniern vollbesetzten Reisebus - selbstverständlich genießt hier niemand den Luxus zwei nebeneinanderliegende Sitze für sich zu beanspruchen. Ziemlich gerädert komme ich am Samstagabend in Dortmund an (die letzten 30 km musste ich dem Busfahrer den Weg weisen, weil er weder über Navigationsgerät noch Karten verfügt und natürlich auch noch nie diese Strecke gefahren ist).

Jetzt, da ich wieder in vertrauter Umgebung wohne und all die Vorzüge eines Zuhauses bewusst genießen kann, ist es eine Herausvorderung, all das gedankliche Gepäck, das ich mitgebracht habe, so abzuladen, dass es mir auch weiterhin nützen kann. Auch müssen rund 1300 Fotos gesichtet werden, ehe ich eine Auswahl treffe, die ich mal ins Netz stelle.
Ich bin sicher, dass die Spuren vieler Eindrücke der vergangenen Wochen mir erst im Nachhinein deutlich werden: in den Nächten seit meiner Rückkehr kommen in meinen Träumen stets lange Wege vor auf denen ich mich befinde.
... ich hoffe, dass ich wieder gut im Alltag ankomme.

mio in space

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